Nur noch eine Woche in Vancouver
Jetzt haben wir noch genau eine Woche in Vancouver. Wie die Zeit vergeht!! Letztes Wochenende war John Berki bei uns zu Besuch. Viele Jahre war er jedes Jahr zu Weihnachten bei uns in Zell, leider nicht so in den letzten Jahren. Daher haben wir uns über seinen Besuch sehr gefreut. Am Samstag (19.11.) fuhren wir gemeinsam nach Brackendale nördlich von Squamish (
http://www.brackendaleeagles.com/), wo sich jedes Jahr von November bis Februar tausende Weißkopfseeadler versammeln und hier mit den Lachsen einen gedeckten Tisch vorfinden. Dann fuhren wir weiter nach Whistler, wo die Wintersaison schon begonnen hatte. In diesem Jahr fiel relativ früh Schnee und daher sperrten die Lifte bereits Mitte November auf.

Letzte Woche habe ich auch meine Arbeiten für die beiden UBC Lehrveranstaltungen fertiggestellt. In einem Kurs habe ich mich intensiv mit 'social software' (blogs, wiki, podcasts, social bookmarking, RSS, social networking tools, ...) und dem möglichen Einsatz im Unterricht beschäftigt und auch die Abschlussarbeit zu diesem Thema verfasst. Da 'social software' noch ein relativ neues Gebiet ist, gibt es noch nicht allzu viel Literatur dazu, aber gerade das hat es so interessant gemacht.
Das Thema für das Abschlussarbeit im anderen Kurs war "Web-Supported Communities for Teacher Professional Development". In dieser Arbeit habe ich über Lerntheorien und 'communties' (distributed learning communities, communties of practice and knowledge-building communities) geschrieben.
Auch Peter hat seinen Kurs 'Applied Linguistics for Teachers' beendet und viele neue Ideen mitgenommen. Er hat nette Kollegen kennengelernt, die ihn zu Schulbesuchen eingeladen haben.
Nachdem nun die Arbeiten für die Uni so gut wie abgeschlossen sind, bleibt uns noch eine Woche für die Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen in Vancouver, die wir bisher noch nicht gesehen haben. Und eine davon war die Vancouver Art Gallery. Dort haben wir uns heute die Picasso-Ausstellung angesehen. Total gut gefallen hat uns auch die Emily Carr Abteilung (
http://www.emilycarr.org). Sie war eine Malerin und Schriftstellerin aus Britisch Kolumbien und und ist vor allem für ihre Darstellungen der Haida und Tlingit Totem Poles bekannt.
Sunshine Coast und Harrison Hot Springs
Am Donnerstag (10.11.) sind wir zu einem dreitägigen Ausflug zur Sunshine Coast (
http://www.bigpacific.com/) aufgebrochen, von dem wir gerade zurückgekommen sind. Highway 101 verbindet die Orte entlang dieses Küstenstreifens zwischen Howe Sound und Desolation Sound. Am Freitagmorgen unternahmen wir zuerst eine Wanderung im Francis Point Marine Park. Das Wetter war grau und regnerisch, was diese Wanderung aber eher reizvoll machte. Schwarze Wolken schoben sich von Vancouver Is-land herüber, das Meer war grau wie Schiefer, weiter draußen zauberte der Wind weiße Schaumkronen auf die Wellen. Die Blätter von Schwertfarn und dogwood glänzten dunkel-grün vom Regen und die anthrazitfarbenen Felsen waren dicht bewachsen mit den gelblich-grünen Polstern der Rentierflechte.
Nach dieser morgendlichen Wanderung ging's weiter nach Egmont und zu den Skookumchuck Narrows. Skookumchuck (in chinook) bedeutet 'turbulent water' und ist ein 400 m enger Meereskanal. Viermal täglich drängen sich beim Gezeitenwechsel die Wassermassen von drei Meeresarmen mit einer Geschwindigkeit bis zu 30 km/h durch diesen engen Kanal. Der Wasserstand-Unterschied zwischen den dabei entstehenden Stromschnellen beträgt bis zu 2 m! Wir beobachteten das Schauspiel ganz fasziniert (mit festem Boden unter den Füssen), während eine Truppe Kajaker die Stromschnellen und Wasserstrudel für Trainingszwecke nutzten.
Danach ging's mit der Fähre von Earls Cove nach Saltery Bay. Gegen Abend erreichten wir Powell River, mit 16.000 Einwohnern der größte Ort an der Sunshine Coast. Die Stadt lebt in erster Linie von der riesigen Papierfabrik, die Zeitungspapier für alle Welt erzeugt. Am nächsten Tag fuhren wir nach Lund, wo Highway 101 endet. Von hier geht's nur noch mit dem Boot weiter. Um diese Jahreszeit war hier allerdings ziemlich 'tote Hose'.
Die nächste Wanderung führte uns in die Smuggler's Cove. Schmuggler sahen wir keine, allerdings jede Menge Biber-Aktivitäten und traumhafte Buchten. Ganz speziell für diese Gegend sind auch die Arbutus-Bäume mit ihren roten Beeren, der sich ständig schälenden rot-braunen Rinde und dem samtig-weichen Holz.

Am Sonntag (13.11.) nutzten wir unser Leihauto „weekend spezial“ noch, um einen Ausflug nach Harrison Hot Springs zu machen. Am Hinweg nahmen wir Hwy 7 durch das Fraser River Valley, eines der fruchtbarsten Täler in BC; wir fuhren vorbei an ausgedehnten dairy farms, fast grenzenlosen Feldern mit Heidelbeerstauden und endlos langen Hallen mit Pilzzuchten.
Unsere Wanderung in Harrison Springs, die uns die Dame von der ‚tourist info’ empfahl, artete in ein regelrechtes Abenteuer aus. Zuerst fanden wir den beschriebenen Weg nicht und rutschten von den glitschigen Steinen fast in den See. Nach vielem Hin und Her fanden wir endlich den richtigen Weg – mittlerweile waren wir aber vom Regen und vom Suchen im nassen Unterholz total durchnässt. Wir ließen uns trotzdem nicht abhalten und wanderten zur Sandy Cove und von da weiter zum Whippoorwill Point, wo der Harrison River in den Harrison Lake mündet. Nach dieser abenteuerlichen Wanderung tat ein Bad im hot pool richtig gut. Außerdem mussten wir unsere nassen Hosen wieder irgendwie trocken kriegen.
Leavenworth, Washington
Vergangenes Wochenende trafen wir unsere langjährige Freundin Andrea Oismüller in Leavenworth, WA. Bei strömendem Regen starteten wir am Freitag morgen in Vancouver. Bei Everett zweigten wir von der I-5 auf den Highway # 2 ab und von da an ging es ständig bergauf in die Cascade Mountains. Am Stevens Pass (1240 m) hatten wir 30 cm Neuschnee! Aber von hier war es nur noch ein kleines Stück bis Leavenworth, The Bavarian Village (
http://www.leavenworth.org). Wie kam es zu diesem Bavarian Theme Village? Nachdem das Dorf in den späten 50er Jahren auszusterben drohte, bat man die University of Washington um Hilfe. Heraus kam ein Marketingkonzept - der Aufbau und die Vermarktung des Ortes als bayrisches Dorf. Obwohl der Ort nicht mehr Verbindung zu Bayern hat als die anderen Orte der Umgebung auch, mussten alle Häuser im bayrischen Stil gebaut werden; es gibt ein Oktoberfest, einen Schuhplattler-Klub, einen Christkindlmarkt usw. Mittlerweile zieht Leavenworth (nur 2100 Einwohner) jährlich 1,5 Millionen Besucher an! Das Marketingkonzept für Leavenworth ist offensichtlich voll aufgegangen.

Mit Andrea verbrachten wir ein sehr schönes und lustiges Wochenende. Sie vertreibt über ihre eigene Firma (http://www.oisbeauty.com/index.htm) in den USA sehr erfolgreich Kosmetikprodukte und dank ihrer geschäftlichen Kontakte konnten wir im Solstice Spa (http://www.solsticespa.net/) wohnen. Andrea und ich waren sogar die Versuchskaninchen für eine Schokolade-Fußbehandlung, während Peter sich eine Massage gönnte.
Die Regenpause am Samstagvormittag nutzten wir für eine Wanderung entlang des Icicle River. Am Nachmittag gab's aber schon wieder Schlechtwetterprogramm - eine Weinverkostung. Na ja, auch nicht schlecht :-)!
Alltag in Vancouver
Was gibt's Neues von uns aus Vancouver? Im Moment sind wir mit Arbeit für unsere Lehrveranstaltungen an der UBC beschäftigt. Aber die Arbeit ist sehr interessant und die Möglichkeiten hier sind einfach unvorstellbar. Über die Bibliothek haben wir Zugang zu über 4,7 Millionen Büchern und fast 47.000 Journals! Und es gibt so viel Interessantes zu entdecken! Während der letzten Wochen habe ich mich ganz intensiv mit dem Thema "Social Software in Education" beschäftigt. Ich habe mit blogs, WIKIs, RSS, flickr, del.icio.us, friendster, podcasting, furl usw. experimentiert und schreibe gerade ein 'paper' zu diesem Themenbereich. In welchem Ausmaß werden sich diese Werkzeuge auch bei uns im Unterricht einsetzen lassen?
Ansonsten ist hier der Herbst eingekehrt - mit wunderschönen Farben, aber auch mit Regen. Dieser hält uns aber nicht davon ab, die Umgebung von Vancouver weiter zu entdecken. Bei unserer letzten Wanderung erlebten wir tausende Schneegänse, die gerade hier Zwischenstation machen. Sie sind auf dem Weg von ihren Nistplätzen im arktischen Norden Kanadas in den Süden der USA zum Überwintern. Schneegänse sind schneeweiß, mit schwarzen Flügelspitzen; die Küstenlinie und der Fraser River waren daher weiß soweit das Auge reichte. Und die Luft war erfüllt von den Rufen dieser Vögel.