Saturday, May 20, 2006

The Kimberley

Es ist schwierig, die endlosen Weiten und Dimensionen von Westaustralien zu beschreiben. Von Port Hedland bis Broome zB sind es 615 km entlang einer einsamen (aber asphaltierten!) Straße, genannt "Great Northern Highway". Gegenverkehr ist so selten, dass jeder Lenker den anderen grüßt. Die Landschaft zwischen Port Hedland und Broome ist buchstäblich hunderte Kilometer nichts als Mulgagebüsch und so flach, dass ein Termitenhügel schon als Berg gelten könnte. Diese endlose Öde wird lediglich durch zwei einsame 'roadhouses' unterbrochen, die nicht mehr als eine Tankstelle und ein Café sind. Hin und wieder zweigt von der Straße ein Sand- oder Schotterweg ab, der zu einer entferten, nicht sichtbaren 'Station' (darunter versteht man hier eine der riesigen Schaf- oder Rinderfarmen) führt. Alles was auf die 'Station' hinweist, ist in der Regel ein ausgedienter weiß gestrichener Autoreifen mit dem Namen der Farm am Rand der Straße.

Broome ist heute ein beliebter Touristenort mit 13.000 Einwohnern (kann in der Saison auf über 50.000 Leute anwachsen), hat aber auch eine überaus interessante Geschichte. Zwischen 1900 und 1910 waren über 400 Perlschiffe im Einsatz, welche 80 % des Weltbedarfs an Perlmutt deckten. Als Perlentaucher wurden vor allem Arborigines (zwangsweise) und Chinesen eingesetzt. Unzählige davon starben durch Haiangriffe und die Dekompressionskrankheit. Mit der Entwicklung von Plastikknöpfen in den 50er-Jahren brach der Perlmutt-Markt jedoch völlig zusammen. Broome aber hatte Glück, denn etwa zur gleichen Zeit fanden die Japaner heraus, wie man Zuchtperlen erzeugen konnte. Und in den 70er-Jahren war Broome 'back in business' und erzeugte 60 bis 70 % des Weltbedarfs an Perlen. Broomes Touristenattraktion # 1 ist heute sicherlich Cable Beach, der (angeblich) zu den fünf schönsten Stränden der Welt zählt.


Von Broome weg ging's in die Kimberley, eine Gegend, die uns besonders gut gefällt. Endlose Savannenlandschaften (dh offenes Grasland durchsetzt mit vereinzelten Boab- und Eukalyptusbäumen), von Flüssen geformte bis zu 250 m tiefe Schluchten und rauhe Gebirgsketten gestalten hier die Landschaft besonders abwechslungsreich. Wir erkundeten zahlreiche Schluchten zu Fuß und per Boot, wobei das absolute Highlight sicherlich der Purnululu Nationalpark (Bungle Bungles) war. Man muss sich vorstellen, dass die Bungle Bungles (heute Weltkulturerbe) bis 1980 nur den Aborigines und einigen wenigen 'stockmen' bekannt war! Aber selbst heute ist es nicht einfach, zu den berühmten 'Bienenkörben' zu kommen. Ohne 4WD hat man absolut keine Chance in den Purnululu Nationalpark zu gelangen und selbst mit dem 4WD brauchten wir für die 53 km lange Zufahrt über 2 Stunden! Aber es hat sich ausgezahlt, denn die Bungle Bungles waren wirklich atemberaubend schön. Egal wo wir hinschauten entdeckten wir ungewöhnliche Felsformationen in allen möglichen Farbschattierungen, mit Fächerpalmen bewachsene Schluchten und Felswände, neue Fotomotive, ...


Ein weiterer Höhepunkt war unser Aufenthalt auf El Questro ( www.elquestro.com.au ) in den East Kimberleys. Hier hatten wir ein Privatcamp direkt am Pentecost River inmitten tropischer Vegetation und das Lauteste was wir hörten waren die Weckrufe der Kookaburras und Kakadus am Morgen.